Wahnsinn, aber mit System - Wie ein interaktives Hörspiel entsteht (Teil 7)
Ich möchte exemplarisch zwei Szenen herausgreifen, um eine Vorstellung davon zu vermitteln, wie eine solcher Sounddesign- und Mischprozess abläuft.
Im Hörspiel gibt es ein Interview mit dem Erfinder von cura,
Daniel Newcos. Der ursprüngliche Text des Interviews war auf Deutsch. Ich beauftragte
eine professionelle Übersetzerin mit der Übertragung ins Englische. Dann
castete ich einen jungen Tontechniker, der aus den USA stammte, um den Text
einzusprechen. Als grobe Richtung gab ich ihm „something in between Marc
Zuckerburg and Elon Musk“ vor. Dann kontaktierte ich mit Johannes Hampel einen
alten Bekannten, der u.a. für das Deutschlandradio als Simultandolmetscher
tätig ist. Er übersetze unter quasi Echtzeitbedingungen den Text von Newcos
zurück und Deutsche. Ein gehöriger Aufwand – für ein Interview, das im Hörspiel
im Hintergrund läuft, während Sergeij sich im Vordergrund wie üblich mit seiner
inneren Stimme streitet. Hier kann man das Interview in Ruhe einzeln hören.
Die größten Sorgen bereitete mir die Szene mit der Massenpanik. Ich ließ am Ende der jeweiligen Aufnahmen (nahezu) alle Sprecher*innen improvisieren. Ich versuchte, sie in mehreren Schritten von Unruhe bis in Panik hineinzuversetzen, damit sie wirklich panisch ins Mikrofon schrien. Und dennoch nagte die Frage in mir, ob das denn ausreichen würde, um eine authentische Geräuschkulisse zu erzeugen. Letztlich wurde das die aufwändigste Szene des gesamten Hörspiels, in der die 3D PlugIns auf etwa 50 Spuren gleichzeitig arbeiteten und den eigentlich recht mächtigen Prozessor meines Studiorechners ordentlich ins Schwitzen brachten. Als ich dann endlich die Szene fertig gebaut hatte und mit Kopfhörern anhörte, bekam ich tatsächlich Herzrasen. Endlich hatte ich die Gewissheit, dass sie funktionierte.
So habe ich das Sounddesign binnen 11 Monaten durchgezogen. Insgesamt sind seit der Ursprungsidee gut 5 Jahre ins Land gezogen, bis das Hörspiel fertig produziert war. Dazu kommen noch ca. 5 Monate Entwicklungszeit, um die App fertigzustellen.
Und nun sind Geld und Nerven am Ende, dafür ist Cura endlich erschienen. Ich hoffe, dass die Leute über die Geschichte reden – und ihre eigenen Schlüsse daraus ziehen.